Dienstag, 12. April 2016 | Nachrichten
Dieser Beitrag ist nur historisch zu sehen und teilweise veraltet.
Seit 12 Jahren gibt es nun meine kleine Firma. Bis 2000 war ich städischer Angestellter im Jugendhaus, und eines Tages, vielleicht 1996, brachte mein Chef einen älteren PC mit. Es war glaube ich ein 386 oder 486 mit Windows 95 drauf. Er war für mich gedacht.
Ich erfuhr, dass ich damit Texte schreiben konnte, Presseberichte, und dazu Flyer mit unserem Programm. Bisher tat ich das mit der Schreibmaschine. Nun musste man auch noch wissen, was man wie mit einem PC zu tun hat. Immer wieder mal kam jemand vorbei und erklärte dies und das. Es kam der Tag, als mir jemand eine Diskette mit "Block out / Tetris 3d" brachte. Das war ein Fehler.
Ich spiele es noch heute, legte aber immer wieder Pausen ein, für die Nerven. Jedenfalls lernte ich mit der Zeit alles, was ich brauchte, ganz für mich allein. Mal mit einem Buch, mal durch studieren.
1999 gab es einen neuen alten PC mit Windows 98. Unser Zivi war ein Könner. Er erklärte mir, dass man mit einem PC ins Internet gehen kann. Das muss man ja wissen! Eins kam zum anderen: Das Jugendhaus bekam einen Internetzugang und noch einen PC; bald lernte ich diese unbekannte Welt kennen und war begeistert. Was es alles gab … Vor allem begeisterte mich die Vorstellung, dass auf der ganzen Welt Leute ihr Wissen und ihr Können benutzten, um ihre Anliegen zu verbreiten. Und man konnte miteinander in Kontakt treten.
Bald hatte ich bei web.de eine Mailadresse, und dann kam mir die Idee, dass ich all das, was mir schon immer durch den Kopf ging, auch auf einer "Homepage" darstellen konnte. Ach, wie glücklich und naiv ist jede Zeit, wenn man zurückschaut. Damals dachte ich bald:
"Früher konnte man nichts veröffentlichen, heute kann man jedes beliebige Thema darstellen. Doch die Kunst liegt darin, dass es auch jemand liest."
Ich muss sagen, jetzt, 2012, habe ich jede Illusion verloren. Warum auch sollte es im Web anders laufen als in der realen Welt? In den ersten Jahren konnte man im Web alles machen. Später ging es darum, damit Geld zu verdienen. Und nun habe ich den Eindruck, dass wie immer nur noch die Großen etwas verdienen, und zwar jede Menge. Und all die Betrüger, Abzocker und Spam- und Spyware-Psychopathen.
Doch zurück. Ich wollte also auch eine Homepage. Wie das ging? Es gibt für alles Programme! Ich benutzte MS Powerpoint, und bald sah es richtig super aus, ein paar Seiten über Hund und Hobbies. Aber es war nicht online. So leicht ging das also nicht.
Auf dem PC gab es "Microsoft FrontPage Express", das war zum Seiten gestalten. Es gab eine Bearbeitungsansicht, eine Ansicht, wie es dann im Web aussieht und den Quelltext. Ich brauchte lange, bis ich alles durchschaute, all die head, body, td, p, h1 und blockquote usw. Aber es ging voran, und alle, die es sahen, sagten, es sähe gut aus.
Im August 2000 gingen für mich bei der Stadt die Lichter aus, und seither versuche ich, mich mit meinem kleinen Geschäft am Leben zu halten. Ich meldete mich arbeitslos und hatte nun Zeit, mein Projekt voranzutreiben.
Damals gab es eine Firma Ibex, die im TV PCs für monatliche Raten anbot. So kaufte ich mir einen Compaq mit "riesigem" 64MB Arbeitsspeicher. Und ich kaufte mir Microsoft Frontpage, denn damit sollte man alles erarbeiten können, was man fürs Web braucht. Der Witz ist, ich arbeite noch heute nach 12 Jahren mit Frontpage 2000! Man muss nur wissen, wie man es verwendet und was es nicht kann.
Wahrscheinlich sah das meiste aus heutiger Sicht abscheulich aus, und es existiert auch keine Seite mehr davon. Ausser auf meinem PC.
Neben Frontpage 2000 arbeitete ich bald für Grafiken und Fotos mit Ulead PhotoImpact, und auch das tue ich noch heute. Ich kaufte mir dicke, schwere Bücher, lernte die Programme von Grund auf und merkte, vieles braucht man nicht, aber gut zu wissen. Daneben "surfte" ich viel im Web und sah, was die Konkurrenz macht. Ergebnis: Sie war mir immer mindestens einen Schritt voraus, egal, wie schnell ich voran ging.
Der erste Lehrsatz, den ich fand:
Jahrelang lernte und arbeitete ich weiter. Bald war ich perfekt darin, fehlerfreies HTML zu liefern und nicht auf Frontpage, sondern vor allem auf den Editor bzw. den Quelltext zu vertrauen. Da ich mich schon früher viel mit Malerei und Fotografie befasst hatte, achte ich seit dem ersten Tag auf ein plakatives, ästhetisches und harmonisches Aussehen meiner Seiten. Dazu sollte die Allgemeinbildung helfen, inhaltlich immer korrekt zu arbeiten.
Ich fand erste Kunden, dazwischen erweiterte ich immer wieder meine eigenen Seiten. So baute ich meine Seiten, lernte Tabellen zu verschachteln, lernte die Texte zu formatieren usw. Frontpage wurde zum besseren Dateikontrollsystem, denn es findet kaputte Links.
Geschäftlich kam ich nicht recht weiter. Bald schon fand ich meine Leistung zu wenig gewürdigt, hatte zu wenig Kunden, und es sollte noch schlimmer kommen, denn man kann nicht ewig auf arbeitslos machen. Es kam der Tag, als ich wirklich versuchen musste, von meiner Arbeit zu leben. Ich gab daneben Gitarrenunterricht, machte ab und zu eine Gartenarbeit und übernahm kleinere Malerarbeiten. Die Entscheidung, ob ich nun davon leben kann, und wenn auch auf bescheidenstem Niveau, ist noch nicht abschliessend gefallen.
Zweiter Lehrsatz:
Dritter Lehrsatz:
Diese Erkenntnisse sind sehr bitter und schwer verdaulich. An diesen beiden Punkten hängt die geschäftliche Zukunft.
Unverdrossen machte ich weiter. Die Referenzen nahmen zu, und es kamen einige dazu, die doch mehr waren als nur Kleinstprojekte. Z.B. die www.caritas-hochrhein.de. Immer Grund genug weiterzumachen, aber nie genug, um ausruhen und Atem holen zu können!
Wenn ich heute zurückschaue, kommt es mir vor, als hätte ich bis 2008 nur Vorübungen gemacht. Dabei entsprach das durchaus den jeweiligen Standards. Einen großen Nachteil fand ich darin, dass man Webdesign nicht schulisch gelernt hat, sondern sich alles selbst beibringt: Es geht genauso gut, nur es kann dauern! Es dauert, bis sich alle Details zusammenfügen und man nichts wichtiges mehr auslässt. Unwichtig finde ich z.B. Flash.
Ich hatte zu leiden. Ich litt an:
Und konnte ich das Leiden auflösen? Teilweise. Ich hatte mich zu lange ausgeruht und nichts Neues dazugelernt.